Diakonenhaus Greifensee

1937 entstand in Greifensee unter dem Namen "Schweizerisches Reformiertes Diakonenhaus" eine Wohn- und Lebensgemeinschaft, die von der Epilepsie-Stiftung Zürich (damals Anstalt für Epileptische in Zürich) ärztlich betreut wurde. In diesem Haus lebten angehende Diakonen und Männer mit Behinderungen gemeinschaftlich zusammen. Nach einer gewissen Zeit löste sich das Diakonenhaus von der Epilepsie-Stiftung ab.

 

 

1990 entstand ein Trägerverein und damit neue Strukturen. Dabei trennten die Initianten den Heimbetrieb und die Ausbildungsstätte sowohl personell als auch wirtschaftlich. 1999 gründete der Trägerverein die heutige "Stiftung Evangelisch-reformiertes Diakonenhaus Greifensee". und vereinte unter einem Dach Heim- und Ausbildungsbereich. Im Sommer 2010 wurde der Ausbildungsbetrieb eingestellt.

 

Seither bietet das Diakonenhaus Menschen mit psychischen und denkerischen Grenzen einen sinnstiftenden Wohn-, Arbeits- und Lebensbereich und arbeitet eng mit Kliniken und Ambulatorien zusammen. 27 Wohnplätze stehen heute zur Verfügung. Diese Bewohner mit Unterstützungsbedarf (so nennt man das heute) arbeiten in den Bereichen Gärtnerei, Webatelier, Umgebungsarbeiten, Verkauf, Küche und Reinigung und übernehmen auch externe Aufträge in Umgebungsarbeiten, Gartenpflege, Hauswartung oder Catering.

 

Aber auch so muss der Betrieb immer wieder an die neuen Bedürfnisse und Möglichkeiten angepasst werden. Als offensichtliches Zeichen einer Neuorientierung sichtbar ist, dass immer weniger schwarze Mutterkühe mit ihren Kälbern auf den saftig-grünen Weiden anzutreffen sind. Die Stallungen sind bereits mehrheitlich verweist. Eine 85-jährige Ära (von der Milchkuh- zur Muttertierhaltung) geht zu Ende. Die Anforderungen der täglichen Arbeiten in diesem Bereich sind körperlich sehr anstrengend und heute kaum mehr durch die Bewohner zu bewältigen.  Aber etwas Neues entsteht nun diesen Sommer. Fünf Bündner Strahlenziegen mit ihren imposanten Hörnern und fünf Kunekune-Schweine werden ihre neuen Stallungen im Diakonenhaus beziehen. Das nicht mehr benötigte Land wird verpachtet und der Landwirt, der bereits seit 2014 den Betrieb mit grosser Sorgfalt und Achtsamkeit führte, wird nun als Pächter den Betrieb weiterführen und das Gelände zur ganzheitlichen, naturnahen Lebensmittelproduktion nutzen.

 

Obwohl ein grosser Teil der Kosten durch Pensions- und Pflegetaxen sowie den Kanton Zürich getragen wird, gibt es doch immer wieder Bedürfnisse für die das Diakonenhaus auf grosszügige Spenden angewiesen ist. Alljährlich finden die sogenannten Bewohnerferien statt. Seit einiger Zeit in der Lenk im Berner Oberland. Unsere Spende soll dazu dienen, während diesen Ferien, die von den Bewohnern sehr geschätzt werden, zusätzliche Wünsche zu ermöglichen, die im regulären Budget nicht enthalten sind.

 

Diese Woche kamen wir anlässlich eines Rundganges durch das Diakonenhaus auch im Webatelier vorbei. Es war schlicht faszinierend mit welchem Elan und Eifer die Bewohner bei ihrer Arbeit dabei waren und bei den Erklärungen fast nicht zu stoppen waren. Sie hätten uns noch stundenlang davon berichten können. Ein Beispiel, dass sie hier ihr Leben und ihre Arbeit glücklich und zufrieden macht.

Anlässlich unseres diesjährigen Johannisfestes wurde der obige Beschrieb durch unseren Vice Prior vorgetragen und für die Kollekte geworben.

 

Die anwesenden Dames und Ritter beschlossen anschliessend, die Kollekte grosszügig aufzurunden und dem Diakonenhaus Greifensee den schönen Betrag von 1'000 Franken überweisen zu lassen.

Durch den Beitritt der Schweiz zur UNO-Behindertenrechtskonvention mussten auch in der Schweiz verschiedene Gesetze angepasst werden und Gesetzesanpassungen brauchen bekanntlich seine Zeit. Andere Länder sind in dieser Beziehung schon bedeutend weiter. Im Kanton Zürich tritt nun das neue Selbstbestimmungsgesetz per 1. Januar 2024 in Kraft. Dieses Gesetz hält fest, dass Menschen mit Behinderung, die auf Unterstützung angewiesen sind, selbst entscheiden können, ob sie zu Hause oder von einer Institution begleitet und betreut werden möchten. Bisher wurden Institutionen finanziert, neu werden Menschen mit Behinderung über das System SEBE (Selbstbestimmt entscheiden) direkt unterstützt. Sie erhalten nach einer Abklärung ihres Bedarfes einen SEBE-Voucher. Auf diesem Voucher steht, wie viele Stunden Begleitung und Betreuung sie beziehen können. Dieses neue Finanzierungssystem wird weitreichende Änderungen in allen derartigen Institutionen zur Folge haben, nicht nur in finanztechnischer Hinsicht, sondern auch in baulicher Hinsicht. Genügen doch vielerorts die baulichen Strukturen einem selbstbestimmten Leben nicht mehr. Deshalb existiert im Kanton Zürich eine dreijährige Übergangsfrist bis Ende 2026. In dieser Aufbauphase können die entsprechenden Erfahrungen gesammelt werden und auch Angebote für Begleitung und Betreuung zu Hause entstehen. Das Diakonenhaus Greifensee hat nun das Glück, das ein geplantes Bauprojekt aus Kostengründen nicht realisiert werden konnte und deshalb die neuen Voraussetzungen für eigenständiges Wohnen in ein neues Projekt mit Umnutzung und Erweiterung der bestehenden Gebäude einfliessen können.

 

Das Diakonenhaus Greifensee hat bereits begonnen, die Ideen der Selbstbestimmung in die Tat umzusetzen. Gefragt sind vielfältige Wohnformen und neue Dienstleistungen. So arbeiten bereits einige in der benachbarten Gemeinde im Werkheim Uster, bleiben jedoch im Diakonenhaus Greifensee wohnhaft.

 

Auch die Bewohnerferien sind nun nicht mehr für alle zwingend, sondern jeder kann selbst entscheiden, ob er daran teilnehmen will oder einen anderen Anlass besuchen möchte. Eine Spende für diesen Zweck ist jedoch nach wie vor sehr willkommen und von den Teilnehmern sehr geschätzt, da dadurch zusätzlich Wünsche ermöglicht werden können, die nicht im regulären Budget enthalten sind. Aus diesem Grunde hat sich unser Priorat entschlossen, auch dieses Jahr wiederum CHF 1'000 zu spenden.